Gaumenkitzel und Hochgenuss
Die Erinnerung an Omas Vanilleplätzchen oder Mutters Erbsensuppe mit Würstchen bleibt ein Leben lang bestehen. Und lässt uns noch viele Jahre später beim bloßen Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Der Geschmackssinn ist eng an den Geruchssinn gekoppelt. Von unseren fünf Sinnen ist er der am wenigsten ausgeprägte und entwickelte. Rund 80 Prozent der Information von Geschmack werden über die Nase geliefert. Wir alle kennen das: Bei einer heftigen Erkältung mit verstopfter Nase schmecken selbst die feinsten Leckereien nach nichts.
Schmecken ist langweilig, Riechen ist aufregend!
Unser Geschmackssinn ist eindeutig zu kurz gekommen. Um dieses Defizit auszugleichen, muss häufiger der Geruchssinn einspringen. Tatsächlich entscheidet die Nase als erstes, ob etwas gut schmeckt oder nicht. Sämtliche Aromanoten werden über die Nase empfunden, da die beim Ausatmen aktivierten Geruchszellen dem Gehirn die einzelnen Düfte mitteilen. Rund 10000 verschiedene Gerüche kann der Mensch über die Nase unterscheiden. Welch wichtige Rolle der Geruchssinn für den Geschmackssinn spielt, kann man schnell selbst ausprobieren: Mit zugehaltener Nase schmeckt ein Chili con carne nur noch scharf, ein intensiv duftender Apfel nur noch sauer. Der Aromenreichtum geht verloren, übrig bleiben einzig die Basisgeschmacksrichtungen.
Feinde des guten Geschmacks: Alter und Geschmacksfaulheit
Mit zunehmendem Alter verkümmert unsere Fähigkeit, differenziert zu schmecken. Während ein Säugling noch rund 10.000 Geschmacksknospen besitzt, bringt es ein Erwachsener gerade mal auf die Hälfte.
Aber auch die Einnahme von Medikamenten, eine Chemotherapie sowie bestimmte Krankheiten wie Alzheimer-Demenz oder Morbus Parkinson können zu einem deutlichen Geschmacksverlust führen. Darüber hinaus können wir das Schmecken sogar verlernen, vor allem durch Geschmacksfaulheit, die sich durch künstliche Aromen im Essen oder zu salzige Nahrung einstellt.
Künstliche Aromen: Täuschungsmanöver fürs Gehirn
Geschmacks- und Geruchssinn sind Teamplayer – was der eine nicht schmeckt, kann der andere riechen. Dieses Phänomen hat sich die Ernährungsindustrie mit Tausenden und Abertausenden von Aromastoffen zunutze gemacht – leider nur selten zu unserem Vorteil. Denn das Gehirn lässt sich täuschen und kann zwischen echtem und künstlichem Aroma nicht unterscheiden. So kommt es, dass wir beispielsweise Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren, Fruchtsäfte ohne Früchte, Milchschokolade ohne Milch und Vanilleplätzchen ohne Vanille konsumieren, ohne es überhaupt zu bemerken.
Die gute Nachricht: Geschmack lässt sich trainieren!
– Verzicht auf Fertiggerichte und Fastfood.
– bewusst essen und ohne Ablenkung
– langsam essen und den Geschmack im wahrsten Sinne des Wortes „auf der Zunge zergehen lassen“.
„Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst“. (La Rochefoucauld)